Vertrauen ins Unbekannte: Leben ohne Bewertung und Raum für Serendipity (2.11)

Vertrauen ins Unbekannte

Es ist ein wunderschöner Morgen in Beverly Hills, und Señor Enrique und Mrs. Rich sitzen entspannt auf der Terrasse ihres Hotels, voller Vorfreude auf den Tag und auf all die wunderbaren Dinge, die passieren könnten.

Sie wissen, dass alles, was geschieht, schön und gut ist—auch wenn der Verstand gerne bewerten möchte, ob etwas gut oder schlecht ist. Doch wie sie beide inzwischen gelernt haben, kann der Verstand das nicht wirklich wissen.

„Der Verstand liebt es zu bewerten,“ sagt Enrique. „Er will ständig entscheiden, was gut oder schlecht ist, aber wer kann das wirklich sagen? Es gibt dazu eine wunderbare chinesische Fabel über einen Bauern und sein Pferd.“

Mrs. Rich nickt und bittet Enrique, die Geschichte zu erzählen. Mit einem Lächeln beginnt er:

„Es war einmal ein alter Bauer in einem Dorf. Eines Tages lief sein einziges Pferd davon. Die Dorfbewohner kamen zu ihm und sagten: ‚Oh, wie schrecklich! Jetzt hast du kein Pferd mehr, um dein Land zu bestellen.‘ Der Bauer antwortete nur: ‚Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?‘

Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte mehrere wilde Pferde mit sich. Die Dorfbewohner jubelten: ‚Was für ein Glück! Jetzt hast du so viele Pferde!‘ Doch der Bauer blieb gelassen und sagte: ‚Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?‘

Kurz darauf versuchte der Sohn des Bauern, eines der wilden Pferde zu zähmen, und dabei brach er sich das Bein.

Die Dorfbewohner sagten: ‚Oh nein, was für ein Pech!‘ Doch der Bauer antwortete wieder: ‚Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?‘

Wenige Wochen später zog die Armee durch das Dorf und nahm alle jungen Männer mit, um im Krieg zu kämpfen. Doch den Sohn des Bauern ließen sie zurück, weil er verletzt war.

Die Dorfbewohner sagten: ‚Was für ein Glück, dass dein Sohn verschont blieb!‘ Aber der Bauer wiederholte nur: ‚Wer weiß, ob das gut oder schlecht ist?'“

Mrs. Rich lächelt. „Das ist genau der Punkt, nicht wahr? Wir können nicht wissen, was gut oder schlecht ist. Das Leben entfaltet sich, und es liegt nicht an uns, alles zu bewerten.“

Die beiden sitzen einen Moment still da, die Wärme der Morgensonne auf ihren Gesichtern. Los Angeles dehnt sich vor ihnen aus, voller Möglichkeiten und unerwarteter Wendungen.

„Weißt du,“ sagt Enrique, „wir sind hierher gereist, ohne ein einziges reales Meeting geplant zu haben. Kein Produzent, kein festes Treffen. Ganz alleine in diesem schönen Hotel. Was machen wir eigentlich genau hier?“

Mrs. Rich lacht. „Ganz einfach: Leben. Relaxen. Ruhig sein und die Einfälle auf uns zukommen lassen.“

„Genau,“ sagt Enrique. „Und darin liegt schon wieder ein Stolperstein für viele. Die meisten Menschen planen alles im Voraus, sogar die Meetings, und was passiert dann?“

„Sie lassen keinen Raum für Serendipity,“ ergänzt Mrs. Rich, und die beiden lachen. Sie genießen die Morgensonne und freuen sich auf den Tag, im vollen Vertrauen, dass das Leben sie an die richtigen Orte führen wird—auch ohne festen Plan.

Gemeinsame Geschichten von Senõr Enrique & Mrs. Rich